Emma antwortete etwas ausweichend: «Seit Jahren
schon… Hier ist die Küche.> Die Küche war riesengroß und
ziemlich unordentlich.
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Lucy fragte, wann gegessen würde, und warf einen Blick
in die Speisekammer. Dann sagte sie lächelnd zu Emma
Crackenthorpe:
«Jetzt weiß ich Bescheid. Seien Sie unbesorgt!
loberlassen Sie nur alles mir.»
Emma Crackenthorpe seufzte erleichtert, als sie an
diesem Abend zu Bett ging.
Lucy stand am nächsten Morgen um sechs Uhr auf. Sie
bestellte das Haus, bereitete das Gemüse für Mittag vor und
servierte das Frühstück. Gemeinsam mit Mrs. Kidder machte
sie die Betten, und um elf Uhr saßen sie beide in der Küche
und tranken starken Tee. Besänftigt durch die Tatsache, daß
Lucy < sich nichts einbildete», und auch unter der Wirkungdes starken und süßen Tees, ließ sich Mrs. Kidder zu einemSchwätzchen herbei. Sie war eine kleine, magere Frau mitschmalen Lippen und strengem Blick.«Ein richtiger alter Knauser ist er! Was sie alles mit ihmdurchzumachen hat! Aber sie läßt sich nicht unterkriegen.Wenn es sein muß, setzt sie ihren Kopf durch. Sooft dieHerren herkommen, sorgt sie dafür, daß es etwas Ordentlicheszu essen gibt.>
«Die Herren?»
«Ja. Es ist eine große Familie. Der Älteste, Mr. Edmund,
fiel im Krieg. Mr. Cedric lebt irgendwo im Ausland. Er ist
unverheiratet. Malt Bilder in fremden Ländern. Mr. Harold
wohnt in London; er hat die Tochter eines Grafen geheiratet.
Dann ist da noch Mr. Alfred, ein ganz sympathischer
Mensch, aber so etwas wie das schwarze Schaf der Familie.
Hat hin und wieder Dummheiten gemacht. Zur Familie
gehört außerdem Mrs. Ediths Gatte, Mr. Bryan. Sie selber
starb vor ein paar Jahren. Schlie ßlich ist da noch Master
Alexander, Mrs. Ediths Sohn. Er ist im Internat, verbringt
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aber immer einen Teil seiner Ferien hier. Miss Emma hängt
sehr an ihm.>
Lucy nahm alles in sich auf, was Mrs. Kidder ihr
berichtete, und nötigte sie immer wieder, noch eine Tasse
Tee zu trinken. Schließlich erhob sich Mrs. Kidder
widerstrebend.
«Ist heute morgen wohl allerlei zu tun», brummelte sie.
«Soll ich Ihnen beim Kartoffelschälen helfen?»
«Die sind schon geschält.»
«Sie legen aber tüchtig los!» bemerkte Mrs. Kidder
sichtlich befriedigt. «Kann ich dann gehen?»
Als Mrs. Kidder fort war, machte Lucy sich sofort daran,
den Küchentisch abzuschrubben. Eigentlich wäre das Mrs.
Kidders Arbeit gewesen, aber sie hatte die Frau nicht
brüskieren wollen. Dann reinigte sie das Silber, bis es in
Hochglanz erstrahlte. Sie kochte das Mittagessen, räumte ab,
wusch das Geschirr, und um halb drei Uhr war sie soweit,
daß sie mit den Nachforschungen beginnen konnte.
Sie machte zunächt einen Rundgang durch die Gärten.
Der Küchengarten sah kümmerlich aus. Es war nur spärlich
Gemüse gepflanzt. Die Treibhäuser waren verfallen, die
Wege überall von Unkraut überwuchert. Nur ein Streifen in
der Nähe des Hauses war frei von Unkraut und in
gepflegtem Zustand. Der Gärtner war ein uralter,
schwerhöriger Mann, der nur so tat, als arbeite er. Er wohnte
in einem Häuschen neben dem großen Stall.
Aus dem Hof mit den Nebengebäuden führte ein eingezäunter
Fahrweg durch den Park und mündete nach einer
Eisenbahnunterführung in einen schmalen Weg.
Alle paar Minuten donnerte ein Zug über die Unterführung
hinweg. Lucy beobachtete die Züge, die ihre Fahrt verlangsamten,
sobald sie in die langgezogene Kurve einbogen,
die Mr. Crackenthorpes Besitz einfaßte. Sie ging durch die
Unterführung und gelangte auf den Heckenweg, der nur
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wenig benutzt zu werden schien. Auf der einen Seite befand
sich der Bahndamm, auf der andern eine hohe Mauer, die
einige Fabrikgebäude umschloß. Lucy ging bis zur Einmündung
einer Straße mit kleinen Häusern. Unweit hörte sie das
geschäftige Summen des Verkehrs einer Hauptstraße. Sie
blickte auf ihre Uhr. Eine Frau trat aus einem der Häuser.
Lucy sprach sie an:
«Entschuldigen Sie, aber könnten Sie mir sagen, ob man
hier irgendwo telefonieren kann?»
«Das Postamt befindet sich an der nächsten
Straßenecke.»
Lucy dankte und ging weiter, bis sie die Post fand, die
gleichzeitig ein Kaufladen war. In einer Ecke war eine Tele –
fonzelle. Lucy rief bei Miss Marple an. Eine weibliche
Summe sagte ziemlich grob:
«Sie ruht. Ich denke nicht daran, sie zu stören. Sie
braucht Ruhe. Wer sind Sie? Ich werde ihr ausrichten, daß
Sie angerufen haben.»
«Miss Eyelesbarrow. Sie brauchen sie nicht zu stören.