kommen», wandte Cedric ein. «Ich würde mich für ein
gemütliches Beisammensein in einem Kino entscheiden.
Würden Sie das nicht auch vorziehen, Miss Eyelesbarrow?»
«Müssen wir denn durchaus all diese Einzelheiten erörtern?
» fragte Harold mit klagender Stimme.
Der Wagen hielt vor dem Haupteingang von Rutherford
Hall, und sie stiegen alle aus.
74
8
Als Mr. Wienborne in die Bibliothek trat, machte er ein
etwas verwundertes Gesicht. Außer Inspektor Bacon, den er
nun schon kannte, war noch ein gutaussehender, blonder
Fremder zugegen.
Inspektor Bacon übernahm die Vorstellung.
«Dies ist Inspektor Craddock von New Scotland Yard»,
sagte er.
«New Scotland Yard? Hm!» Mr. Wimbornes
Augenbrauen stiegen in die Höhe.
Dermot Craddock, ein Mann von ausgezeichneten Manie –
ren, ergriff das Wort.
«Man hat es für richtig gehalten, uns hinzuzuziehen, Mr.
Wimborne. Da Sie die Familie Crackenthorpe vertreten,
scheint es mir nur recht und billig, daß wir Ihnen eine gewisse
vertrauliche Mitteilung machen.»
Niemand hätte es wohl besser verstanden, ein kleines
Stück Wahrheit anzubieten und dabei den Eindruck zu erwecken,
als wolle er die ganze Wahrheit enthüllen, als Inspektor
Craddock.
«Inspektor Bacon wird wohl nichts dagegen haben, denke
ich?» fuhr er mit einem Blick auf seinen Kollegen fort.
Feierlich erklärte sich Inspektor Bacon einverstanden,
und niemand merkte, daß die beiden Beamten alles vorher
abgesprochen hatten.
«Die Sache liegt so», begann Craddock. «Wir haben allen
Grund zu glauben, daß die Tote nicht aus der Gegend hier
ist, daß sie vielmehr von London herreiste und davor aus
dem Ausland kam. Wahrscheinlich – wir sind uns dessen
nicht ganz sicher – aus Frankreich.»
75
«Da es so ist», erklärte Inspektor Bacon, «hielt der
Polizeichef es für besser, wenn Scotland Yard die
Nachforschungen in die Hand nähme.»
«Ich kann nur hoffen», sagte Mr. Wimborne, «daß die
Sache recht bald aufgeklärt wird. Es wird Ihnen zweifellos
klar sein, daß dies alles für die Familie viel Verdruß mit sich
bringt. Wenn die Angelegenheit sie auch nicht persönlich in
irgendeiner Weise berührt, so -»
Er stockte, aber Inspektor Craddock fuhr fort:
«So ist es doch keineswegs angenehm zu erfahren, daß
eine ermordete Frau auf dem eigenen Grund und Boden
gefunden wurde. Ich stimme Ihnen durchaus zu. Ich würde
nun gern mit den verschiedenen Mitgliedern der Familie
einzeln ein paar Worte wechseln -»
«Ich sehe wirklich nicht -»
«Was sie mir sagen könnten? Wahrscheinlich nichts von
Interesse – aber man weiß ja nie. Sicherlich kann ich das
meiste von Ihnen erfahren, Mr. Wimborne. Sie werden uns
sicher über dieses Haus und die Familie einiges sagen können.
»
«Was kann denn das mit der Tatsache zu tun haben, daß
eine junge Frau aus dem Ausland kommt und sich hier töten
läßt?»
«Das ist es ja eben», erwiderte Craddock. «Weshalb ist
sie hergekommen? Hatte sie früher einmal irgendwelche
Beziehungen zu diesem Haus? Stand sie zum Beispiel
irgendwann einmal in Diensten der Familie? Oder kam sie
her, weil sie einen früheren Besitzer von Rutherford Hall
hatte treffen wollen?»
Mr. Wimborne bemerkte kühl, Rutherford Hall sei seit
dem Jahre 1884, in dem Josiah Crackenthorpe es baute, stets
im Besitz der Familie Crackenthorpe gewesen.
76
«Und der gegenwärtige Besitzer, Mr. Luther Crackenthorpe,
hat niemals daran gedacht, Rutherford Hall zu verkaufen?
»
«Er hatte nicht die Möglichkeit dazu», erwiderte der Anwalt
trocken. «Die testamentarischen Bestimmungen verbie –
ten es.»
«Vielleicht erzählen Sie mir etwas über das Testament
seines Vaters?»
«Warum denn das?»
Inspektor Craddock lächelte:
«Um mir die Mühe zu ersparen, mir auf amtlichem Wege
Einblick zu verschaffen.»
Widerstrebend und gequält lächelnd erfüllte Mr. Wimborne
den Wunsch des Inspektors.
«Das Testament, das der Vater des gegenwärtigen
Besitzers von Rutherford Hall, Mr. Josiah Crackenthorpe,
hinterließ, ist kein Geheimnis. Sein sehr bedeutendes
Vermögen wird von einer Treuhandgesellschaft verwaltet.
Die Zinsen erhält der Sohn des Erblassers, Luther, auf
Lebenszeit. Nach seinem Tod soll das Kapital zu gleichen
Teilen an Luthers Kinder, Edmund, Cedric, Harold, Alfred,
Emma und Edith, fallen. Da Edmund im Krieg gefallen ist
und Edith vor vier Jahren starb, wird das Geld nach Luther
Crackenthorpes Tod zwischen Cedric, Harold, Alfred,
Emma und Ediths Sohn Alexander Eastley aufgeteilt
werden. »
«Und das Haus?»
«Das fällt an Luther Crackenthorpes ältesten Sohn, falls
er dann noch lebt, oder an seine Nachkommen.»
«War Edmund Crackenthorpe verheiratet?»
«Nein.»
«Rutherford Hall wird also fallen an -?»