ungewöhnlich reichliche Essen und Trinken Folgen hatte.»
«War das alles?»
«Natürlich. Was sollte es sonst gewesen sein?»
«Ich hörte, daß der Doktor sich so seine Gedanken
machte.»
«Quimper ist ein alter Narr!» sagte Alfred verächtlich.
«Es lohnt sich nicht, auf ihn zu hören, Inspektor. Er ist ein
Schwarzseher der schlimmsten Sorte.»
«Wirklich? Auf mich macht er einen ganz vernünftigen
Eindruck.»
«Er ist ein kompletter Narr. Vater ist gar nicht richtig
krank, aber er führt Quimper an der Nase herum. Als er es
ihm nun wirklich mal nicht gutging, machte er einen
fürchterlichen Lärm, hetzte Quimper hin und her, stellte
tausend Fragen und erörterte bis ins einzelne, was er
gegessen und getrunken hatte. Es war einfach lächerlich!»
Alfred hatte mit ungewohnter Heftigkeit gesprochen.
Craddock schwieg absichtlich eine Weile. Er erreichte,
was er wollte.
Alfred wurde sichtlich nervös.
«Was ist eigentlich los?» fragte er verdrießlich. «Warum
wollen Sie wissen, wo ich an einem bestimmten Freitag vor
drei oder vier Wochen war?»
«Sie erinnern sich also, daß es ein Freitag war?»
«Mir war so, als hätten Sie das gesagt.»
«Vielleicht sagte ich es», räumte Inspektor Craddock ein.
«Jedenfalls frage ich Sie nach Freitag, dem zo. Dezember.»
«Warum?»
«Es ist eine routinemäßige Frage.»
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«Das ist doch Unsinn. Haben Sie über die bewußte Frau
mehr erfahren? Wissen Sie, woher sie kam?»
«Wir wissen noch nicht alles.»
Alfred blickte ihn forschend an.
«Ich hoffe, Sie lassen sich nicht durch die verrückte Idee
meiner Schwester Emma irreführen und glauben, sie sei vielleicht
die Witwe meines Bruders Edmund. Das ist
kompletter Blödsinn.»
«Diese – Martine hat sich wohl nie an Sie gewandt?»
«An mich! Was für eine lächerliche Frage!»
«Sie meinen, es wäre viel wahrscheinlicher gewesen, daß
sie sich an Ihren Bruder Harold gewandt hätte?»
«Ja, das wäre wahrhaftig viel wahrscheinlicher gewesen.
Sein Name steht häufig in der Zeitung. Er ist wohlhabend.
Hätte sie den Versuch gemacht, aus ihm etwas herauszuholen,
so würde mich das nicht überraschen. Nicht, daß sie
irgend etwas erreicht hätte! Harold ist ebenso knauserig wie
der Alte selber. Emma dagegen hat das weichste Herz in der
Familie, und Edmund war ihr Lieblingsbruder. Trotzdem ist
Emmanichtleichtgläubig. Sie erkannte sofortdie
Möglichkeit, daß diese Frau eine Betrügerin war. Sie hatte
deshalb dafür gesorgt, daß die ganze Familie anwesend sein
würde, wenn sie kam – und obendrein noch ein
hartgesottener Anwalt.»
«Sehr klugvon ihr», sagte Craddock. «Warfür diese
Zusammenkunft ein bestimmter Tag festgesetzt?»
«Es sollte gleich nach Weihnachten sein, am
Wochenende, am z7 . . . .» Er brach ab.
«Für gewisse Daten haben Sie also doch ein Gedächtnis,
wie ich sehe», bemerkte Craddock lächelnd.
«Ich sagte Ihnen doch, ein bestimmter Tag wurde nicht
festgesetzt.»
«Aber Sie sprachen darüber. Wann?»
«Daran kann ich mich wirklich nicht erinnern.»
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«Und Sie können nvr nicht sagen, was Sie selber am
Freitag, dem 2o. Dezember, gemacht haben?»
«Tut mir leid. Aber mein Gedächtnis versagt da vollkommen.
»
«Haben Sie denn keinen Terminkalender?»
«Ich hasse die Dinger.»
«Vielleicht könnte Ihnen dieser oder jener Ihrer Freunde
helfen, Ihr Gedächtnis aufzufrischen?»
«Vielleicht. Ich werde sie fragen und sehen, was sich tun
läßt.«
Alfred schien sich jetzt sicherer zu fühlen.
«Ich kann Ihnen wirklich nicht sagen, was ich an jenem
Tag machte», sagte er. «Aber ich kann Ihnen sagen, was ich
nicht gemacht habe. Ich habe bestimmt niemanden im
«Warum sagen Sie das, Mr. Crackenthorpe?»
«Hören Sie, Inspektor. Sie untersuchen doch diesen
Mordfall, nicht wahr? Und wenn Sie anfangen zu fragen:
wirklich gern, warum Sie gerade auf Freitag, den 2o.
Dezember, gekommen sind. Zur Lunchzeit und um
Mitternacht? Das ärztliche Gutachten kann da nicht genauer
sein, nach so langer Zeit. Hat jemand gesehen, wie sich an
jenem Nachmittag irgendein Mensch in den Schuppen
schlich? Vielleicht das Opfer? Sah er sie eintreten, aber nicht
wieder herauskommen?»
Seine scharfen dunklen Augen beobachteten die Reaktion
des Inspektors sehr genau; aber Craddock war zu erfahren,
als daß seine Miene irgendwie verraten hätte, was in ihm
vorging.
«Ich fürchte, wir werden Ihnen keine Aufklärung geben
können», sagte er freundlich.
«Die Polizei tut sehr geheimnisvoll.»
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«Nicht nur die Polizei. Ich denke, Mr. Crackenthorpe, Sie