Padington by Agatha Christie

glauben konnte, es sei alles nur ein Spiel. Aber es ist kein

Spiel.»

«Nein», sagte Miss Marple. «Mord ist kein Spiel . . .

Kehren die beiden nicht bald in die Schule zurück?»

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«Doch, nächste Woche. Morgen fahren sie zu James

Stoddart-Wests Eltern, um dort die letzten Ferientage zu

verbringen.»

«Das freut mich zu hören», sagte Miss Marple ernst. «Ich

möchte nicht, daß etwas passiert, solange sie in Rutherford

Hall sind.»

«Sie denken an den alten Mr. Crackenthorpe? Glauben

Sie, er ist der nächste, der ermordet wird?»

«O nein», erwiderte Miss Marple. «Ich dachte an die Jungen.

»

«An die Jungen?»

«Also an Alexander.»

«Aber -»

«Sie treiben ein gefährliches Spiel mit ihrer Jagd nach

Spuren und Indizien. Es könnte ein schlimmes Ende

nehmen.»

Craddock blickte sie nachdenklich an.

«Sie glauben also nicht, Miss Marple, daß es sich in

diesem Fall um die Ermordung einer unbekannten Frau

durch einen unbekannten Mann handelt? Sie sind endgültig

der Überzeugung, daß der Mord mit Rutherford Hall in

Verbindung steht?»

«Das ist meine volle Überzeugung. Ja. »

«Alles, was wir von dem Mörder wissen, ist, daß er ein

großer Mann mit dunklem Haar sein soll. Ihre Freundin

sagte es, iünd mehr kann sie nicht sagen. In Rutherford Hall

sind drei dunkelhaarige Männer. Am Tag der Leichenschau

sah ich die drei Brüder vor dem Wagen stehen, der

vorgefahren war, um sie abzuholen. Sie kehrten mir den

Rücken zu. Es war erstaunlich, wie sie einander glichen –

drei dunkelhaarige Männer -, und dabei sind sie tatsächlich

drei ganz verschiedene Typen.» Er seufzte. «Das macht die

Sache so schwierig.»

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«Ich habe mich schon gefragt», murmelte Miss Marple, «

ob sie nicht vielleicht viel einfacher ist, als wir annehmen.

Morde sind sehr oft ganz einfach, haben ein schmutziges

Motiv . . .»

«Glauben Sie an die geheimnisvolle Martine, Miss

Marple?»

«Ich bin durchaus bereit zu glauben, daß Edmund Crackenthorpe

ein Mädchen namens Martine entweder heiratete

oder zu heiraten beabsichtigte. Emma Crackenthorpe zeigte

Ihnen seinen Brief, wie sie ntir sagte, und nach dem, was ich

von ihr gesehen habe und was Lucy mir erzählte, möchte ich

behaupten, daß Emma Crackenthorpe ganz unfähig ist, eine

solche Geschichte zu erfinden. Warum sollte sie auch?»

«Nehmen wir also an, daß es diese Martine gibt oder

gab», meinte Craddock nachdenklich. «Dann ist ein

gewisses Motiv vorhanden. Martines Wiederauftauchen mit

einem Sohn würde das Erbe der einzelnen Crackenthorpes

beträchtlich reduzieren, wenn auch kaum in einem Grade,

sollte man denken, daß einer der Erben deshalb an Mord

denken würde. Sie sind zwar alle finanziell in

Schwierigkeiten -»

«Sogar Harold?» fragte Lucy ungläubig.

«Selbst der dem Anschein nach so wohlhabende Harold

Crackenthorpe ist nicht der nüchterne und konservative Finanzmann,

für den man ihn hält. Er hat sich auf einige recht

gewagte Abenteuer eingelassen. Wenn er eine größere

Summe Geldes bald in die Hand bekäme, so könnte dies

vielleicht seinen Bankrott verhindern.»

«Wenn es aber so ist -», begann Lucy und brach ab.

«Ja, Miss Eyelesbarrow?»

«Ich weiß, meine Liebe», fiel Miss Marple ein. «Sie

denken, es wäre der falsche Mord.»

«Ja. Martines Tod würde weder Harold noch einem von

den andern irgendwie nützen. Jedenfalls nicht, solange -»

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«Solange Luther Crackenthorpe noch lebt. Ganz recht,

das kam mir in den Sinn, und Mr. Crackenthorpe senior ist

gesundheitlich, wie ich von seinem Doktor höre, viel besser

dran, als ein Außenstehender glauben sollte.»

«Er wird noch Jahre leben», sagte Lucy. Dann runzelte

sie die Stirn.

«Ja?» ermunterte Craddock sie.

«Um Weihnachten herum ging es ihm ziemlich

schlecht», fuhr Lucy fort. «Ich erinnere mich, daß er einmal

andeutete, man hätte glauben sollen, er sei vergiftet worden,

so viel Wesens habe der Arzt von seinem Unwohlsein

gemacht.»

Sie blickte Craddock fragend an.

«Ja», sagte der Inspektor. «Genau danach will ich Dr.

Quimper fragen.»

«Aber nun muß ich wirklich gehen», rief Lucy. «Lieber

Himmel! Ist das spät geworden.»

Miss Marple legte ihr Strickzeug aus der Hand und gr iff

zur Times, in der sich mehrere Kreuzworträtsel befanden.

«Ich wünschte, ich hätte ein Wörterbuch hier>, murmelte

sie. «Tontine und Tokajer – das eine ist doch ein ungarischer

Wein?»

«Das ist Tokajer», sagte Lucy von der Türschwelle aus.

«Was ist damit?»

«Ach, mit dem Kreuzworträtsel hat es nichts zu tun»,

erwiderte Miss Marple unbestimmt. «Es ging mir nur so

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