zu wissen, die hierher kommen und sich hier festsetzen.
Sie sind eine gut beleumdete junge Frau, die diese Stellung
übernommen hat, weil sie sich ihren Lebensunterhalt
verdienen muß. Und Sie scheinen früher niemals mit der
Familie Crackenthorpe irgendwie in Verbindung gestanden
zu haben. Sie sind also weder Cedrics noch Harolds, noch
Alfreds Freundin, die hilft, eine schmutzige Arbeit zu erledigen.
»
«Glauben Sie wirklich -»
«Ich glaube eine Menge», sagte Dr. Quimper. «Aber ich
muß vorsichtig sein. Das ist das Schlimmste am Beruf eines
Arztes. Wir wollen jetzt fortfahren: Huhn mit Reis und
Curry. Haben Sie selber davon gegessen?»
«Nein. Wenn man Curry gekocht hat, dann hat man vom
Kochen schon genug, finde ich. Natürlich habe ich davon
gekostet. Im übrigen aß ich Suppe und etwas Weinschaum. »
«Wie haben Sie den Weinschaum serviert?»
«In Gläsern.»
«Wieviel von dem Geschirr ist schon abgewaschen?»
«Alles ist schon abgewaschen und weggeräumt.»
Dr. Quimper stöhnte.
«Man kann auch übereifrig sein», sagte er.
«Ja, so wie die Dinge sich entwickelt haben, sehe ich es
ein, aber ich fürchte, da ist nun nichts mehr zu ändern.»
«Was haben Sie noch für Reste?»
«In einer Schüssel, die in der Speisekammer steht,
befindet sich noch ewas Curry. Ich wollte den Rest heute
abend für eine Currysuppe verwenden. Es ist auch noch
etwas Pilzsuppe übrig, aber kein Weinschaum und keine
Hühnerle ber.»
«Ich werde den Curry und die Suppe mitnehmen. Wie
steht es mit Chutney? Gab es welches dazu?»
«Ja. Es befindet sich in einem der Tonkrüge.»
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«Auch das möchte ich haben.»
Er stand auf.
«Ich gehe jetzt hinauf und sehe nach, wie es allen geht.
Können Sie dann die Festung bis zum Morgen halten? Nach
jedem von Zeit zu Zeit sehen? Um acht Uhr kann ich eine
Krankenschwester schicken, die von mir genaue Instruktionen
erhält.»
«Bitte, sagen Sie mir geradeheraus: Glauben Sie, es
handelt sich um eine Vergiftung durch das Essen oder um –
also eben um eine Vergiftung?»
«Darauf habe ich Ihnen schon geantwortet. Ärzte dürfen
nicht glauben, sie müssen sicher sein. Wenn die Untersuchung
der Speisereste ein positives Ergebnis hat, dann kann
ich entsprechende Maßnahmen treffen. Andernfalls -»
«Andernfalls?» wiederholte Lucy.
Dr. Quimper legte ihr die Hand auf die Schulter.
«Schauen Sie ganz besonders nach zwei Kranken», sagte
er. «Sehen Sie nach Emma. Ich will nicht, daß ihr etwas
passiert . . .»
In seiner Stimme schwang deutlich Erregung.
«Sie hat noch nicht einmal angefangen, richtig zu leben»,
sagte er. «Und Menschen wie Emma Crackenthorpe sind das
Salz der Erde. Emma – sie bedeutet viel für mich. Ich habe
es ihr noch nicht gesagt, aber ich werde es ihr sagen. Sehen
Sie nach Emma!»
«Darauf können Sie sich verlassen», erwiderte Lucy.
«Und schauen Sie nach dem alten Mann! Ich kann nicht
behaupten, daß ich ihn als Menschen sonderlich schätze,
aber er ist nun einmal mein Patient, und ich bin nicht gewillt,
zu dulden, daß man ihn aus dieser Welt hinausbefördert,
weil dieser oder jener seiner unerfreulichen Söhne – wenn
nicht gar alle drei im Bunde sind – an sein Geld herankommen
möchte.»
Er warf ihr einen komisch erschrockenen Blick zu.
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«O weh!» sagte er. «Ich habe den Mund zu weit aufgemacht.
Aber halten Sie die Augen offen und den Mund
geschlossen! Sie sind ein vernünftiges Mädchen und begreifen,
was ich meine.»
Inspektor Bacon machte ein bestürztes Gesicht.
«Arsenik?» sagte er. «Arsenik?»
« Ja. Es war im Curry. Hier ist der Rest des Currys.
Lassen
Sie ihn von Ihren Leuten untersuchen. Ich habe nur
flüchtig
eine kleine Probe untersucht, aber das Ergebnis war
eindeu
tig.»
«Es ist also ein Giftmischer am Werk?»
«Es scheint so», erwiderte Dr. Quimper trocken.
«Und sie sind alle krank, sagen Sie – mit Ausnahme von
Miss Eyelesbarrow?»
«Mit Ausnahme von Miss Eyelesbarrow.»
«Das sieht aber seltsam aus. . .»
«Welches Motiv könnte sie haben?»
«Vielleicht eine Art Geistesstörung», überlegte Bacon.
«Miss Eyelesbarrow ist nicht aus dem Gleichgewicht.
Vom medizinischen Standpunkt aus ist Miss Eyelesbarrow
ebenso gesund wie Sie und ich. Im übrigen würde sie, da sie
eine höchst intelligente junge Frau ist, sich schwer hüten, als
einzige frei von Vergiftungssymptomen zu bleiben. Sie
würde tun, was jeder intelligente Giftmischer tut: Sie würde
ein klein wenig von dem vergifteten Curry essen und dann