ich wolle Beefsteak.»
«Dr. Quimper meint, Sie sollten vorläufig noch kein
Beefsteak haben», wandte Lucy ein. Mr. Crackenthorpe
schnaubte.
«Ich bin im Grunde genommen schon wieder völlig gesund.
Ich stehe morgen auf. Wie ist das mit den andern?»
«Mr. Harold geht es viel besser», erwiderte Lucy. «Er
kehrt morgen nach London zurück.»
«Gut, daß wir ihn loswerden», erklärte Mr.
Crackenthorpe befriedigt. «Und Cedric? Besteht Hoffnung,
daß er morgen auf seine Insel zurückkehrt?»
«Er wird wohl noch nicht sofort abfliegen.»
«Schade. Was macht Emma? Warum kommt sie nicht zu
mir?»
«Sie liegt noch im Bett, Mr. Crackenthorpe.»
«Frauen verpimpeln sich immer», sagte Mr. Crackenthorpe.
«Aber Sie sind ein gesundes, kräftiges Mädchen»,
fügte er beifällig hinzu. «Sie laufen den ganzen Tag herum,
he?»
«Ich habe viel Bewegung», erwiderte Lucy.
Der alte Mr. Crackenthorpe nickte.
«Sie sind tüchtig. Glauben Sie nicht, ich hätte vergessen,
was ich neulich zu Ihnen sagte. Eines Tages werden Sie’s
sehen. Es geht nicht immer nach Emmas Kopf, und hören
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Sie nicht auf die andern, wenn die Ihnen erzählen, ich sei ein
geiziger alter Mann. Ich gehe sparsam mit meinem Geld um.
Ich habe ein ganz hübsches Sümmchen beiseite gelegt,
und ich weiß, für wen ic h es ausgeben werden, wenn die Zeit
kommt.»
Lucy verließ schnell das Zimmer und tat, als sähe sie die
Hand nicht, die sie festzuhalten suchte.
Das nächste Tablett bekam Emma.
«Oh, vielen Dank, Lucy. Ich fühle mich schon wieder
ganz frisch. Und ich habe Hunger. Das ist doch sicher ein
gutes Zeichen.» Während Lucy das Tablett auf Emmas
Knien absetzte, fuhr diese fort:
«Ich mache mir Gedanken um Ihre Tante. Sie hatten
wohl noch keine Zeit, nach ihr zu sehen?»
«Nein, noch nicht. Machen Sie sich keine Sorgen, Miss
Crackenthorpe. Sie weiß, daß wir es jetzt sehr schwer haben.
»
«Haben Sie bei ihr angerufen?»
«Nein. In letzter Zeit nicht.»
«Dann rufen Sie sie doch bitte an. Jeden Tag. Es macht
alten Leuten viel Freude, wenn sie Neuigkeiten hören. »
«Sie sind sehr freundlich», sagte Lucy. Ihr Gewissen
quälte sie etwas, als sie nach unten ging, um das nächste
Tablett zu holen. Die Sorge für die vielen Kranken im Hause
hatte sie völlig in Anspruch genommen, und sie hatte keine
Zeit gehabt, an etwas anderes zu denken. Doch jetzt
beschloß sie, Miss Marple anzurufen, sobald sie Cedric sein
Tablett gebracht hatte.
Es war nur noch eine einzige Krankenschwester im
Hause. Der begegnete Lucy auf dem Treppenabsatz.
Cedric, der unwahrscheinlich ordentlich und sauber aussah,
saß in seinem Bett und schrieb eifrig.
«Womit beschäftigen Sie sich denn da?» erkundigte sich
Lucy.
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«Ich mache Pläne», erwiderte Cedric. «Ich überlege, was
ich mit dem Haus und so weiter anfangen werde, wenn der
Alte abkratzt. Ist ein ganz hübscher Besitz, müssen Sie wissen.
Ich kann mich nur nicht entschließen, ob ich selber
etwas daraus machen soll oder ob ich es verkaufe. Ist sehr
wertvoll für industrielle Zwecke. Das Haus eignet sich auch
für eine Klinik oder eine Schule. Ich frage mich, ob ich nicht
vie lleicht bloß die Hälfte von dem Grund und Boden
verkaufen soll, um dann das Geld für irgendein kühnes
Unternehmen in die andere Hälfte zu stecken. Was meinen
Sie?»
«Sie haben es noch nicht», antwortete Lucy trocken.
«Ich werde es aber haben», sagte Cedric. «Es wird nicht
wie das übrige aufgeteilt; ich bekomme alles. Wenn ich es
für einen anständigen Preis verkaufe, bekomme ich Kapital
in die Hand. Es ist dann kein Einkommen, und ich brauche
keine hohen Steuern darauf zu zahlen. Geld in rauhen Mengen.
Bedenken Sie das!»
«Ich habe immer gedacht, Sie verachten das Geld», bemerkte
Lucy.
«Natürlich verachte ich das Geld, wenn ich keins habe»,
gab Cedric zu. «Das ist das einzige, was man dann tun kann,
um seine Würde zu bewahren. Was für ein hübsches Mädchen
Sie doch sind, Lucy! Oder finde ich das bloß, weil ich
seit einiger Zeit keine gutaussehende Frau mehr gesehen
habe?»
«Wahrscheinlich», erwiderte Lucy.
«Machen Sie immer noch alles sauber, und räumen Sie
noch immer überall auf?»
«Jemand scheint Sie aufgeräumt zu haben», sagte Lucy,
ihn betrachtend.
«Ja, die verwünschte Schwester», sagte Cedric. «Ist die
Leichenschau wegen Alfreds Tod schon gewesen? Was geschah?
»
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«Die Leichenschau wurde vertagt», sagte Lucy.
«Die Polizei ist vorsichtig. Dieses Vergiften geht einem