wäre es nett, wenn eine Frau im Hause wäre.» Er blickte
Lucy nachdenklich an. «Doch was hat es für einen Zweck,
darüber zu spekulieren? Damit Alexander das Haus erbte,
müßten erst alle miteinander sterben, und das ist wenig
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wahrscheinlich, nicht wahr? Übrigens könnte der Alte, bloß
um sie alle zu ärgern, leicht hundert Jahre alt werden. Über
Alfreds Tod hat er sich ja nicht sehr aufgeregt, nicht wahr?»
«Nein», erwiderte Lucy kurz.
«Er ist ein richtiges altes Ekel», schloß Bryan Eastley.
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«Es ist kaum zu glauben, was die Leute für Gerüchte
verbreiten», berichtete Mrs. Kidder entrüstet. «Natürlich
höre ich nicht darauf», fügte sie nach einer kurzen Pause
hinzu, offensichtlich enttäuscht, daß Miss Lucy sich nicht
auf ein Gespräch einlassen wollte.
Es läutete.
«Da kommt der Arzt», vermutete Lucy und ging selber
die Tür öffnen.
Aber es war nicht der Arzt. An der Tür stand eine große
elegante Dame in einem Nerzmantel. Vor dem Haus hielt ein
Rolls-Royce mit einem Chauffeur am Steuer.
«Könnte ich bitte Miss Emma Crackenthorpe sprechen?»
Es war eine sympathische Stimme. Auch die Dame selber
sah sehr sympathisch aus. Sie mochte etwa fünfunddreißig
Jahre alt sein, hatte dunkles Haar und wirkte sehr gepflegt.
«Bedaure», sagte Lucy. «Miss Crackenthorpe ist krank.
Sie liegt im Bett und kann niemanden empfangen.»
«Es ist sehr wichtig, daß ich mit ihr spreche.»
«Ich fürchte -», begann Lucy.
Die fremde Dame unterbrach sie.
«Wenn ich nicht irre, sind Sie Miss Eyelesbarrow?»
lächelte sie. «Mein Sohn hat von Ihnen gesprochen. Ich bin
Lady Stoddart-West. Alexander ist jetzt bei uns.»
«Ach so», sagte Lucy.
«Und es ist wirklich sehr wichtig, daß Miss
Crackenthorpe mich empfängt», fuhr die Dame fort. «Ich
weiß von ihrer Krankheit, und ich versichere Ihnen, es
handelt sich nicht um einen einfachen Besuch. Die Jungen
haben mir einiges erzählt, und darum denke ich, die Sache
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ist sehr wichtig. Ich möchte gern mit Miss Crackenthorpe
sprechen. Wollen Sie nicht fragen, ob sie mich empfängt?»
«Bitte, treten Sie ein.» Lucy führte die Besucherin in das
Wohnzimmer. «Ich werde Miss Crackenthorpe fragen.«
Sie klopfte an Emmas Tür und trat ein.
«Lady Stoddart-West ist hier», sagte sie. «Sie möchte
dringend mit Ihnen sprechen.»
«Lady Stoddart-West?» Emma machte ein überraschtes
Gesicht. «Es ist doch nichts mit dem Jungen passiert – mit
Alexander?» fragte sie erschrocken.
«Aber nein», versuchte Lucy sie zu beruhigen. «Ich bin
sicher, mit den beiden ist alles in Ordnung. Es scheint sich
um etwas zu handeln, was sie ihr erzählt haben.»
«Nun, schön . . . »Emma zögerte. «Ich werde sie wohl
empfangen müssen. Sehe ich ordentlich aus, Lucy?»
«Sie sehen sehr gut aus», versicherte Lucy.
Emma setzte sich im Bett auf und legte einen rosa Schal
um ihre Schultern. Ihr dunkles Haar war sauber gebürstet
und gekämmt. Lucy hatte auf den Frisiertisch eine Schale
mit Herbstlaub gestellt. Das Zimmer machte gar nicht den
Eindruck eines Krankenzimmers.
«Ich fühle mich eigentlich wohl genug, um aufstehen zu
können», sagte Emma. «Dr. Quimper meinte, morgen könne
ich das Bett verlassen.»
«Ja, Sie sehen wirklich wieder ganz gesund aus»,
bestätigte Lucy. «Soll ich Lady Stoddart-West
heraufführen?»
«Ja, bitte.»
Lucy ging wieder nach unten.
«Wollen Sie mir bitte folgen?»
Sie führte die Besucherin nach oben, öffnete ihr die Tür
und schloß sie hinter ihr. Lady Stoddart West trat mit ausgestreckten
Händen ans Bett.
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«Miss Crackenthorpe? Ich bitte vielmals um Entschuldigung,
daß ich Sie so unvermutet überfalle. Ich glaube, ich
habe Sie einmal auf dem Sportfest der Schule gesehen.»
«Ja», sagte Emma. «Ich erinnere mich gut an Sie. Bitte,
nehmen Sie doch Platz.»
Lady Stoddart-West rückte sich den Stuhl neben dem
Bett zurecht und setzte sich. Dann sagte sie mit leiser
Stimme:
«Sie müssen es sehr sonderbar finden, daß ich plötzlich
zu Ihnen komme. Aber ich habe einen Grund, einen
wichtigen Grund, wie mir scheint. Die Jungen haben mir
nämlich dies und das erzählt. Sie waren sehr aufgeregt, weil
hier ein Mord passiert war. Ich muß gestehen, mir gefiel das
nicht. Ich war nervös. Ich wollte James sofort nach Hause
holen, als ich davon hörte. Aber mein Gatte lachte. Er
meinte, der Mord habe doch ganz offensichtlich mit dem
Haus und der Familie nichts zu tun, und wenn er an seine
eigene Jugend denke, dann könne er gut verstehen, daß es