Morden.»
«Hier ist es genauso», sagte Lucy. «Drei Morde haben
wir nun schon. Erst wurde die Frau ermordet, die sich für
Martine ausgab, dann Alfred und schließlich Harold. Jetzt
bleiben nur noch zwei.»
«Sie meinen Cedric und Emma?»
«Nicht Emma. Sie ist kein dunkelhaariger Mann. Nein,
ich meine Cedric und Bryan Eastley. Ich habe nie an Bryan
gedacht, weil er blond ist. Aber neulich . . .»
Sie verstummte.
«Neulich?» wiederholte Miss Marple. «Sprechen Sie sic h
aus! Etwas hat Sie aus der Fassung gebracht, nicht wahr?»
«Es war, als Lady Stoddart-West wegfuhr. Sie hatte sich
verabschiedet und wandte sich dann plötzlich noch mal zu
mir um, als sie in den Wagen stieg. Sie fragte:
Ich konnte zuerst gar nicht verstehen, wen sie meinte, da
Cedric ja noch im Bett lag. Deshalb sagte ich etwas verwundert:
Sie fügte noch hinzu:
Miss Marple sagte nichts, sondern wartete ab.
«Und später», begann Lucy wieder, «betrachtete ich ihn.
Er kehrte mir den Rücken zu, und da sah ich, was ich schon
früher hätte bemerken müssen. Bryans Haar ist eigentlich
nicht blond, sondern leicht bräunlich, und es kann dunkel
erscheinen. Deshalb wäre es durchaus möglich, daß Bryan
der Mann ist, den Ihre Freundin in dem Zug sah.»
«Ja», sagte Miss Marple. «Ich habe schon daran
gedacht.»
«Gewiß», stimmte Miss Marple zu. «Aber sie haben es
doch ganz gern, nicht wahr? Sie sind ein Mädchen von
Geist, und es ist Ihnen gar nicht unlieb, wenn Sie mal mit
einem andern ihre Kräfte messen können. Ich verstehe wohl,
was Cedric so anziehend macht. Mr. Eastley auf der anderen
Seite ist ein etwas bedauernswerter Typ, er erinnert an einen
unglücklichen kleinen Jungen. Auch das kann natürlich sehr
anziehend sein.»
«Und einer von ihnen ist ein Mörder», sagte Lucy bitter.
«Cedric ist übrigens völlig unberührt vom Tod seiner beiden
Brüder. Er scheint sogar höchst vergnügt zu sein und macht
schon Pläne, was er mit Rutherford Hall anfangen wird,
wenn es ihm erst gehört. Es ist ihm durchaus zuzutrauen,
daß er seine Dickfelligkeit übertreibt.»
«Arme Lucy», murmelte Miss Marple.
«Und dann Bryan», fuhr Lucy fort. «Es ist schwer
verständlich, aber er scheint wirklich den Wunsch zu haben,
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