Padington by Agatha Christie

In diesem Augenblick aber öffnete Mrs. Hart, die an die –

sem Tag das Messing zu putzen hatte, die Haustür, und Miss

Marple drängte, ohne sich aufhalten zu lassen, ins Haus. Ihr

folgte eine ältere Dame, die niemand kannte.

«Ich hoffe sehr», sagte Miss Marple, Emmas Hand

ergreifend, «daß wir nicht ungelegen kommen. Sehen Sie,

ich werde übermorgen nach Hause zurückkehren, und ich

brachte es nicht übers Herz abzureisen, ohne mich von Ihnen

verabschiedet und Ihnen noch einmal für Ihre Güte gegenüber

Lucy gedankt zu haben. Aber entschuldigen Sie, ich

vergaß ganz, Ihnen meine Freundin, Mrs. McGillicuddy, die

bl’i mir zu Besuch weilt, vorzustellen. »

Mrs. McGillicuddy reichte Emma die Hand, betrachtete

sie aufmerksam und richtete dann den Blick auf Cedric, der

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inzwischen aufgestanden war. In diesem Augenblick trat

Lucy ins Zimmer.

«Tante Jane? Ich hatte keine Ahnung. . .»

«Ich mußte unbedingt Miss Crackenthorpe Lebewohl sagen

», unterbrach Miss Marple sie schnell. «Sie ist doch

wirklich zu gütig zu dir gewesen.»

«Wir haben alle Ursache, Miss Lucy dankbar zu sein»,

sagte Emma.

«Ja, das haben wir», bestätigte Cedric. «Wir haben sie

wie einen Galeerensträfling arbeiten lassen. Sie mußte

Kranke pflegen, die Treppen hinauf- und hinunterrennen -»

Miss Marple unterbrach ihn:

«Ich habe zu meinem allergrößten Bedauern von Ihrer

Erkrankung gehört. Ich hoffe, Sie haben sich wieder völlig

erholt, Miss Crackenthorpe?»

«O ja, wir sind wieder ganz gesund», erwiderte Emma.

«Lucy erzählte mir, Sie seien alle sehr krank gewesen.

Wie gefährlich ist doch so eine Nahrungsmittelvergiftung!

Es waren Pilze, hörte ich.»

«Was es eigentlich war, bleibt rätselhaft», sagte Emma.

«Glauben Sie es nicht>, sagte Cedric. «Sie haben sicher

gehört, was man sich so erzählt, Miss -»

«Marple», sagte Miss Marple.

«Also, wie gesagt, Sie haben sicher die Gerüchte gehört.

Alles redet ja darüber. Nichts eignet sich so zum Gesprächsstoff

in der Nachbarschaft wie eine Arsenikvergiftung.»

«Cedric!» sagte Emma vorwurfsvoll. «Ich wünschte, du

sprächest nicht davon. Du weißt doch, Inspektor Craddock

sagte . . .»

«Ach was!» unterbrach sie Cedric. «Jeder weiß es. Selbst

Sie haben etwas davon gehört, nicht wahr?»

Er wandte sich an Miss Marple und Mrs. McGillicuddy.

«Was mich betrifft>, erwiderte Mrs. McGillicuddy, «so

bin ich erst seit vorgestern aus dem Ausland zurück.»

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«Dann sind Sie also über den Ortsskandal noch nicht unterrichtet

», sagte Cedric. «Im Curry war Arsenik. Das war

die Ursache. Ich möchte wetten, Lucys Tante weiß alles.»

«Ja», sagte Miss Marple, «ich habe wohl so etwas gehört

-wenigstens eine Andeutung -, aber ich wollte Sie nicht in

Verlegenheit bringen, Miss Crackenthorpe.»

«Sie müssen nicht auf meinen Bruder hören», sagte

Emma. «Er ist nun mal so.»

Die Tür öffnete sich, und Mr. Crackenthorpe trat ein. Er

pochte ärgerlich mit seinem Stock auf den Boden.

«Wo ist der Tee?» fragte er. «Warum ist der Tee nicht

fertig? Sie! Mädchen!» wandte er sich an Lucy. «Warum

haben Sie mir den Tee nicht gebracht?»

«Er ist gerade fertig geworden, Mr. Crackenthorpe. Ich

bringe ihn sofort.»

Lucy verließ das Zimmer, und Mr. Crackenthorpe wurde

den beiden Damen vorgestellt.

«Ich liebe es, meine Mahlzeiten pünktlich einzunehmen»,

erklärte Mr. Crackenthorpe. «Pünktlichkeit und Sparsamkeit.

Das sind meine Losungen.»

«Sehr vernünftig und sehr notwendig», sagte Miss

Marple, mit dem Kopf nickend. «Besonders in diesen Zeiten

mit den hohen Steuern.»

Mr. Crackenthorpe schnaubte.

«Steuern! Sprechen wir nicht von der Räuberbande! Ich

bin arm. Bitter arm. Und es wird immer schlechter, statt

besser. Du sollst sehen, mein Junge», wandte er sich an

Cedric. «wenn du dieses Haus mal bekommst, dann wette

ich zehn zu eins, daß die Sozialisten es dir wegnehmen und

eine Wohlfahrtseinrichtung daraus machen. »

Lucy trat mit einem Teetablett wieder herein. Bryan

Eastley folgte ihr mit einem weiteren Tablett, auf dem sich

belegte Brote und Kuchen befanden.

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«Was ist das hier? Was ist das?!» Mr. Crackenthorpe betrachtete

mit gerunzelter Stirn das Tablett. «Eistorte? Haben

wir heute Gesellschaft? Niemand hat mir ein Wort davon

gesagt.»

Emmas Gesicht überflog eine schwache Röte.

«Dr. Quinmper kommt zum Tee, Vater. Er hat heute Geburtstag

«Geburtstag?» knurrte der alte Mann. «Was braucht der

einen Geburtstag? Geburtstage sind nur für Kinder. Ich

feiere meine Geburtstage nie. Ich erlaube auch nicht, daß

jemand anders sie feiert.»

«Da sparst du eine Menge Geld», erklärte Cedric bissig.

«Die vielen Kerzen allein -»

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