Padington by Agatha Christie

Sagen Sie nur, ich sei angekommen, alles liefe nach

Wunsch, und ich würde mich wieder melden, wenn es etwas

Neues gäbe.»

Lucy legte den Hörer auf und kehrte nach Rutherford

Hall zurück.

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«Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich im Park

ein wenig Golf spiele?» fragte Lucy.

«Natürlich nicht. Spielen Sie gern Golf?»

«Ich spiele nicht sehr gut, aber ich möchte nicht aus der

Übung kommen. Es ist eine angenehmere Art, sich Bewegung

zu verschaffen, als wenn man lediglich spazierengeht.»

«Außerhalb meines Besitzes kann man nicht spazierengehen

», knurrte Mr. Crackenthorpe. «Nichts als Pflaster und

elende kleine Schachteln von Häusern. Möchten gern mein

Land haben und mehr von den Dingern bauen. Aber sie

bekommen es nicht, solange ich lebe. Und ich denke nicht

daran, zu sterben, um jemandem einen Gefallen zu tun.

Verstehen Sie? Keinem zu Gefallen sterbe ich!»

Emma Crackenthorpe sagte sanft: «Aber Vater!»

«Ich weiß, was sie denken – und worauf sie warten. Alle

miteinander. Cedric und der schlaue Fuchs Harold mit seiner

selbstzufriedenen Miene. Was Alfred betrifft, so wundere

ich mich, daß er noch keinen Versuch gemacht hat, mich um

die Ecke zu bringen. Bin übrigens nicht sicher, daß er es

nicht schon versucht hat. Zu Weihnachten. Hatte damals

diesen merkwürdigen Anfall. Der alte Quimper war sehr

verwundert. Er stellte mir allerlei merkwürdige Fragen.»

«Jeder bekommt hin und wieder einmal Verdauungsbeschwerden,

Vater.»

«Schon gut, schon gut! Sag nur offen heraus, ich hätte

zuviel gegessen! Das meinst du doch? Und warum habe ich

zuviel gegessen? Weil zuviel Essen auf dem Tisch stand,

viel zuviel. Verschwendung und Vergeudung! Nichts als

Ausschweifung. Da fällt mir ein, junge Frau, Sie haben uns

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zum Lunch fünf Kartoffeln serviert und obendrein große.

Zwei Kartoffeln genügen für jeden. Bringen Sie künftig also

nicht mehr als vier auf den Tisch. Die überzählige Kartoffel

heute wurde vergeudet.»

«Sie wurde nicht vergeudet, Mr. Crackenthorpe. Ich gedenke

sie heute abend für eine Spanische Omelette zu verwenden.

»

Als Lucy mit dem Tablett das Zimmer verließ, hörte sie

Mr. Crackenthorpe sagen: «Gerissene junge Frau. Weiß auf

alles eine Antwort. Kocht aber sehr gut und sieht nett aus.»

Lucy Eyelesbarrow nahm ein leichtes Eisen (sie hatte in

weiser Voraussicht einen Satz Golfschläger mitgebracht)

und ging in den Park.

Sie begann zu spielen. Nach etwa fünf Minuten landete

der Ball auf der Seite des Bahndamms. Lucy stieg hinauf

und suchte nach ihm. Von Zeit zu Zeit blickte sie zum Haus

zurück. Es war ziemlich weit entfernt, und niemand interessierte

sich im geringsten für ihr Treiben. Sie setzte also die

Suche fort. Hin und wieder schlug sie einen Ball von der

Böschung ins Gras. lm Laufe des Nachmittags durchforschte

sie etwa ein Drittel des Bahndammes. Sie konnte nichts Auffallendes

entdecken.

Aber am nächsten Tage wurde sie fündig. Ein

Dornbusch, der etwa auf halber Höhe des Bahndammes

wuchs, war eingeknickt. Abgerissene Zweige lagen verstreut

umher. Lucy untersuchte den Busch. Auf einem Dorn

aufgespießt, fand sie einen Pelzfetzen. Lucy betrachtete ihn

einen Augenblick, dann nahm sie eine Schere aus der Tasche

und schnitt ihn vorsichtig mittendurch. Die Hälfte, die sie

abgeschnitten hatte, steckte sie in einen Briefumschlag, den

sie bei sich trug.

Dann stieg sie langsam den ziemlich steilen Damm

hinunter und suchte weiter. Sie glaubte, auf dem harten

Rasen eine Art Spur zu entdecken, als wäre da jemand

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gegangen. Aber die Spur war sehr schwach, keineswegs so

deutlich wie die Spuren, die sie selber hinterlassen hatte. Sie

maßte daher schon ziemlich alt sein, und Lucy war nicht

einmal sicher, daß es nicht nur Einbildung war.

Nun begann sie sorgfältig in dem Gras am Fuße des

Dammes unterhalb des Dornbusches zu suchen. Schließlich

wurde ihre Mühe belohnt. Sie fand eine Puderdose, ein kleines

emailliertes billiges Ding. Sie umhüllte ihren Fund mit

einem Taschentuch und schob ihn in die Tasche. Dann setzte

sie ihre Suche fort, fand aber nichts mehr.

Am nächsten Nachmittag nahm sie ihren Wagen und fuhr

zu ihrer kranken Tante. Emma Crackenthorpe sagte freundlich:

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