Padington by Agatha Christie

kommen», wandte Cedric ein. «Ich würde mich für ein

gemütliches Beisammensein in einem Kino entscheiden.

Würden Sie das nicht auch vorziehen, Miss Eyelesbarrow?»

«Müssen wir denn durchaus all diese Einzelheiten erörtern?

» fragte Harold mit klagender Stimme.

Der Wagen hielt vor dem Haupteingang von Rutherford

Hall, und sie stiegen alle aus.

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8

Als Mr. Wienborne in die Bibliothek trat, machte er ein

etwas verwundertes Gesicht. Außer Inspektor Bacon, den er

nun schon kannte, war noch ein gutaussehender, blonder

Fremder zugegen.

Inspektor Bacon übernahm die Vorstellung.

«Dies ist Inspektor Craddock von New Scotland Yard»,

sagte er.

«New Scotland Yard? Hm!» Mr. Wimbornes

Augenbrauen stiegen in die Höhe.

Dermot Craddock, ein Mann von ausgezeichneten Manie –

ren, ergriff das Wort.

«Man hat es für richtig gehalten, uns hinzuzuziehen, Mr.

Wimborne. Da Sie die Familie Crackenthorpe vertreten,

scheint es mir nur recht und billig, daß wir Ihnen eine gewisse

vertrauliche Mitteilung machen.»

Niemand hätte es wohl besser verstanden, ein kleines

Stück Wahrheit anzubieten und dabei den Eindruck zu erwecken,

als wolle er die ganze Wahrheit enthüllen, als Inspektor

Craddock.

«Inspektor Bacon wird wohl nichts dagegen haben, denke

ich?» fuhr er mit einem Blick auf seinen Kollegen fort.

Feierlich erklärte sich Inspektor Bacon einverstanden,

und niemand merkte, daß die beiden Beamten alles vorher

abgesprochen hatten.

«Die Sache liegt so», begann Craddock. «Wir haben allen

Grund zu glauben, daß die Tote nicht aus der Gegend hier

ist, daß sie vielmehr von London herreiste und davor aus

dem Ausland kam. Wahrscheinlich – wir sind uns dessen

nicht ganz sicher – aus Frankreich.»

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«Da es so ist», erklärte Inspektor Bacon, «hielt der

Polizeichef es für besser, wenn Scotland Yard die

Nachforschungen in die Hand nähme.»

«Ich kann nur hoffen», sagte Mr. Wimborne, «daß die

Sache recht bald aufgeklärt wird. Es wird Ihnen zweifellos

klar sein, daß dies alles für die Familie viel Verdruß mit sich

bringt. Wenn die Angelegenheit sie auch nicht persönlich in

irgendeiner Weise berührt, so -»

Er stockte, aber Inspektor Craddock fuhr fort:

«So ist es doch keineswegs angenehm zu erfahren, daß

eine ermordete Frau auf dem eigenen Grund und Boden

gefunden wurde. Ich stimme Ihnen durchaus zu. Ich würde

nun gern mit den verschiedenen Mitgliedern der Familie

einzeln ein paar Worte wechseln -»

«Ich sehe wirklich nicht -»

«Was sie mir sagen könnten? Wahrscheinlich nichts von

Interesse – aber man weiß ja nie. Sicherlich kann ich das

meiste von Ihnen erfahren, Mr. Wimborne. Sie werden uns

sicher über dieses Haus und die Familie einiges sagen können.

»

«Was kann denn das mit der Tatsache zu tun haben, daß

eine junge Frau aus dem Ausland kommt und sich hier töten

läßt?»

«Das ist es ja eben», erwiderte Craddock. «Weshalb ist

sie hergekommen? Hatte sie früher einmal irgendwelche

Beziehungen zu diesem Haus? Stand sie zum Beispiel

irgendwann einmal in Diensten der Familie? Oder kam sie

her, weil sie einen früheren Besitzer von Rutherford Hall

hatte treffen wollen?»

Mr. Wimborne bemerkte kühl, Rutherford Hall sei seit

dem Jahre 1884, in dem Josiah Crackenthorpe es baute, stets

im Besitz der Familie Crackenthorpe gewesen.

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«Und der gegenwärtige Besitzer, Mr. Luther Crackenthorpe,

hat niemals daran gedacht, Rutherford Hall zu verkaufen?

»

«Er hatte nicht die Möglichkeit dazu», erwiderte der Anwalt

trocken. «Die testamentarischen Bestimmungen verbie –

ten es.»

«Vielleicht erzählen Sie mir etwas über das Testament

seines Vaters?»

«Warum denn das?»

Inspektor Craddock lächelte:

«Um mir die Mühe zu ersparen, mir auf amtlichem Wege

Einblick zu verschaffen.»

Widerstrebend und gequält lächelnd erfüllte Mr. Wimborne

den Wunsch des Inspektors.

«Das Testament, das der Vater des gegenwärtigen

Besitzers von Rutherford Hall, Mr. Josiah Crackenthorpe,

hinterließ, ist kein Geheimnis. Sein sehr bedeutendes

Vermögen wird von einer Treuhandgesellschaft verwaltet.

Die Zinsen erhält der Sohn des Erblassers, Luther, auf

Lebenszeit. Nach seinem Tod soll das Kapital zu gleichen

Teilen an Luthers Kinder, Edmund, Cedric, Harold, Alfred,

Emma und Edith, fallen. Da Edmund im Krieg gefallen ist

und Edith vor vier Jahren starb, wird das Geld nach Luther

Crackenthorpes Tod zwischen Cedric, Harold, Alfred,

Emma und Ediths Sohn Alexander Eastley aufgeteilt

werden. »

«Und das Haus?»

«Das fällt an Luther Crackenthorpes ältesten Sohn, falls

er dann noch lebt, oder an seine Nachkommen.»

«War Edmund Crackenthorpe verheiratet?»

«Nein.»

«Rutherford Hall wird also fallen an -?»

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