S t e p h e n W. H a w k i n g. E i n s t e i n s T r a u m

Ist alles vorherbestimmt? 127

Die Zukunft des Universums 141

Desert Island Discs

Ein Interview 159

Register 181

Vorwort

In diesem Band sind Arbeiten gesammelt, die ich zwischen 1976 und 1992 geschrieben habe – autobiographische Skizzen, wissenschaftsphilosophische Überlegungen und Versuche zu erklären, warum mich die Physik und das Universum so faszinieren. Das Buch endet mit der Abschrift der «Desert-Island-Discs»-Sendung, zu der ich eingeladen war. Diese Radio-sendung ist eine typisch britische Institution, bei der jeweils ein Gast gebeten wird, sich vorzustellen, es würde ihn auf eine einsame Insel verschlagen und er dürfe sich acht Schallplatten aussuchen, um sich mit ihnen die Zeit bis zu seiner Rettung zu ver-treiben. Glücklicherweise mußte ich nicht allzu lange warten, bis ich wieder in die Zivilisation zurückkehren durfte.

Da diese Arbeiten über einen Zeitraum von sechzehn Jahren entstanden, geben sie den jeweiligen Stand meines Wissens wieder, das sich, wie ich hoffe, im Laufe der Jahre erweitert hat. Ich nenne deshalb die Daten und die Anlässe, für die die Texte geschrieben wurden. Da jeder als in sich abgeschlossene Einheit konzipiert war, kommt es unweigerlich zu einem gewissen Maß an Wiederholungen. Ganz ist mir der Versuch, sie zu beseitigen, nicht gelungen.

Einige Beiträge in diesem Buch waren in ihrer ursprünglichen Fassung Vortragsmanuskripte. Schon in den siebziger Jahren war meine Stimme so verzerrt, daß ich meine Vorlesungen und Vorträge von anderen halten lassen mußte, gewöhnlich von einem meiner Doktoranden, der mich verstehen konnte oder einen Text vorlas, den ich geschrieben hatte. Doch 1985 mußte ich mich einer Operation unterziehen, die mir meine Stimme völlig raubte.

Eine Zeitlang hatte ich überhaupt keine Verständigungsmöglichkeit mehr. Schließlich bekam ich ein Computersy-stem mit einem hervorragenden Sprachsynthesizer. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß ich bei öffentlichen Vorträgen gute Resonanz fand und in der Lage war, ein großes Publikum anzusprechen. Es macht mir Freude, wissenschaftliche Sachver-halte zu erklären und Fragen zu beantworten. Sicherlich muß ich noch viel lernen, um mich darin zu verbessern, aber ich hoffe, daß ich Fortschritte mache. Sie können sich selbst ein Urteil darüber bilden, ob mir das gelingt, indem Sie die folgenden Seiten lesen.

Ich gehöre nicht zu denen, die glauben, das Universum sei und bleibe ein Geheimnis, etwas, das man intuitiv erfassen, aber niemals ganz analysieren und verstehen kann. Meiner Meinung nach wird eine solche Sicht der wissenschaftlichen Revolution nicht gerecht, die vor fast vierhundert Jahren von Galilei ausgelöst und von Newton fortgeführt wurde. Diese beiden Männer zeigten, daß sich zumindest einige Teile des Universums nicht willkürlich verhalten, sondern von exakten mathematischen Gesetzen bestimmt werden. Seither haben wir die Erkenntnisse von Galilei und Newton fast auf jeden Bereich des Universums angewandt.

Heute verfügen wir über mathematische Gesetze, die alles beschreiben, was unserer normalen Erfahrung zugänglich ist. Ein Maß für unseren Erfolg ist die Tatsache, daß wir Milliarden Dollar für den Bau riesiger Maschinen ausgeben müssen, um Teilchen zu so hoher Energie zu beschleunigen, daß

wir nicht im voraus wissen, was bei ihrer Kollision geschehen wird. Diese hochenergetischen Teilchen treten in gewöhnlichen Situationen auf der Erde nicht auf, so daß es reichlich akademisch und überflüssig erscheinen mag, soviel Geld in ihre Untersuchung zu investieren. Doch es hat sie im frühen Universum gegeben, und deshalb müssen wir herausfinden, was bei solchen Energien geschieht, wenn wir verstehen wollen, wie wir und das Universum begonnen haben.

Das Weltall gibt uns immer noch viele Rätsel auf, aber die großen Fortschritte, die wir besonders in den letzten hundert Jahren erzielt haben, sollten uns in der Überzeugung bestärken, daß ein vollständiges Verständnis im Bereich unserer Möglichkeiten liegt. Vieles spricht dafür, daß wir nicht dazu verurteilt sind, auf ewig im dunklen zu tappen. Es ist möglich, daß uns eines Tages der Durchbruch zu einer vollständigen Theorie des Universums gelingt. Dann wären wir wirklich die «Masters of the Universe».

Die wissenschaftlichen Artikel in diesem Buch sind in der Überzeugung geschrieben worden, daß das Universum von einer Ordnung bestimmt wird, die wir heute nur teilweise erkennen, die wir aber in einer nicht allzu fernen Zukunft möglicherweise vollständig verstehen werden. Es mag sein, daß diese Hoffnung ein Luftschloß ist; vielleicht gibt es keine endgültige Theorie, und selbst wenn, so bleibt sie uns unter Umständen verschlossen. Aber es ist auf jeden Fall besser, nach umfassendem Verständnis zu streben, als am menschlichen Geist zu verzweifeln.

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