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Padington by Agatha Christie

nächsten Augenblick war das hell erleuchtete Abteil aus ihrem

Blickfeld verschwunden.

Mrs. McGillicuddy war wie gelähmt vor Grauen über

das, was sie gerade gesehen hatte. Sie maßte sofort etwas

tun. Aber was?

Die Abteiltür wurde aufgeschoben.

«Fahrkarte, bitte!»

Mrs. McGillicuddy fuhr heftig herum.

«Eine Frau wurde erdrosselt», sagte sie. «In dem Zug, der

uns gerade überholt hat. Ich hab es gesehen.»

Der Schaffner blickte sie an, als habe er nicht recht

gehört.

«Wie? Was sagen Sie?»

«Ein Mann hat eine Frau erdrosselt! In einem Zug. Ich

sah es, als ich durch das Fenster blickte.»

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Der Schaffner betrachtete sie mißtrauisch.

«Erdrosselt?» fragte er ungläubig.

«Ja, er hat sie erdrosselt! Ich sage Ihnen doch, ich habe es

gesehen. Sie müssen sofort etwas unternehmen!»

Der Schaffner hüstelte verlegen.

«Glauben Sie nicht, Madam, Sie sind vielleicht etwas

eingenickt und -» Er brach taktvoll ab.

«Ich habe vorhin ein Nickerchen gemacht, aber wenn Sie

denken, es war ein Traum, dann irren Sie sich gründlich. Ich

habe es gesehen, hören Sie? Gesehen! Ich blickte in das

Fenster des Zuges neben unserem, wo ein Mann eine Frau

erdrosselte. Ich frage Sie nun: Was gedenken Sie in dieser

Sache zu tun?»

«Ich – tja -»

«Aber etwas werden Sie doch wohl tun, oder?»

Der Schaffner seufzte und blickte auf seine Uhr.

«In genau sieben Minuten sind wir in Brackhampton. Ich

werde berichten, was Sie mir erzählt haben. In welcher Richtung

fuhr der Zug, von dem Sie sprechen?»

«Natürlich in dieselbe Richtung wie wir. Sie glauben

doch wohl nicht, ich hätte das alles sehen können, wenn ein

Zug in der entgegengesetzten Richtung vorübergeflitzt

wäre?»

Der Schaffner machte ein Gesicht, als hielte er Mrs.

McGillicuddy durchaus für fähig, alles mögliche zu sehen,

was ihr die Phantasie gerade eingab. Aber er blieb höflich.

«Sie können sich auf mich verlassen, Madam», beruhigte

er sie. «Ich werde melden, was Sie berichtet haben.

Vielleicht dürfte ich Sie um Ihren Namen und um Ihre

Adresse bitten für den Fall. . .»

Mrs. McGillicuddy nannte ihm die Adresse ihrer

Freundin, bei der sie die nächsten Tage wohnen würde, und

ihre ständige Adresse in Schottland. Er schrieb beide auf und

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verschwand dann mit der Miene eines Mannes, der seine

Pflicht getan hat.

Mrs. McGillicuddy runzelte die Stirn. Sie war nicht recht

zufrieden. Ob der Schaffner auch wirklich melden würde,

was sie ihm berichtet hatte? Oder wollte er sie bloß beruhigen?

Der Zug fuhr jetzt langsamer, und vor dem Fenster tauchten

die hellen Lichter einer größeren Stadt auf.

Mrs. McGillicuddy öffnete ihre Handtasche, nahm, da sie

nichts Besseres fand, eine quittierte Rechnung heraus,

schrieb mit ihrem Kugelschreiber schnell ein paar Worte auf

die Rückseite, steckte die Rechnung dann in einen

Umschlag, den sie zufälligerweise bei sich hatte, schloß ihn

und schrieb etwas darauf.

Der Zug fuhr langsam an einem Bahnsteig voller Menschen

entlang. Mrs. McGillicuddy ließ nervös ihren Blick

über den Bahnsteig schweifen. So viele Reisende und so

wenige Gepäckträger! Dort war einer! Sie rief ihn

gebieterisch heran.

«Gepäckträger! Bitte bringen Sie diesen Brief sofort dem

Bahnhofsvorsteher!»

Sie reichte ihm das Kuvert und einen Shilling.

Mit einem Seufzer lehnte sie sich zurück. Was sie hatte

tun können, hatte sie getan. Einen Augenblick lang dachte

sie mit flüchtigem Bedauern an den Shilling. Ein halber

wäre wirklich genug gewesen…

Ihre Gedanken kehrten zu der Szene zurück, die sie beobachtet

hatte. Grauenhaft! Ganz grauenhaft! Sie schauderte.

Wie seltsam, wie phantastisch! Und daß so etwas gerade ihr,

Elsbeth McGillicuddy, hatte passieren müssen! Wenn das

Rouleau des Abteils nicht zufällig in die Höhe geschnellt

wäre… Aber das war natürlich ein Werk der Vorsehung.

Man hörte Reisende und Zurückbleibende sich dies und

das zurufen, dann ertönte ein schriller Pfiff, und die Wagen-

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türen wurden zugeworfen. Der Zug rollte langsam aus dem

Bahnhof Brackhampton hinaus. Eine Stunde und fünf Minuten

später hielt er in Milchester.

Mrs. McGillicuddy ergriff ihre Pakete und ihren

Handkoffer und stieg aus. Suchend blickte sie den Bahnsteig

hinauf und hinunter, bis es ihr endlich gelang, einen

Gepäckträger herbeizuwinken.

Vor dem Bahnhof näherte sich ihr ein Taxichauffeur, der

den Ausgang beobachtete.

«Mrs. McGillicuddy?» fragte er. Kurerden Sie in St.

Mary Mead erwartet?»

Mrs. McGillicuddy bejahte das. Während der ganzen fünf

Kilometer langen Fahrt saß Mrs. McGillicuddy kerzengerade

auf ihrem Sitz, außerstande, sich zu entspannen. Endlich

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