nur dahin zu gehen, wo er, wäre er ein Pferd, selber
hingegangen wäre. Er tat es, ging hin und fand das Pferd.»
«Sie fragten sich also, was Sie tun würden, nachdem Sie
einen grausamen und kaltblütigen Mord begangen hätten?»
Craddock betrachtete nachdenklich das leicht gerötete
Gesicht der zerbrechlich aussehenden alten Dame.
«Wirklich, Ihr Geist -»
«, pflegte mein Neffe Raymond
zu sagen», ergänzte Miss Marple, lebhaft nickend. «Aber ich
erwiderte ihm immer, es lasse sich nicht bestreiten, daß ein
Küchenausguß eine notwendige häusliche Bequemlichkeit
darstelle und sehr hygienisch sei.»
«Vielleicht könnten Sie noch etwas weitergehen? Versetzen
Sie sich an die Stelle des Mörders, und sagen Sie mir,
wo er jetzt ist.»
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Miss Marple seufzte.
«Ich wünschte, ich könnte es. Ich habe keine Ahnung
-absolut keine Ahnung. Aber es muß jemand sein, der in
Rutherford Hall gelebt hat oder es doch sehr genau kennt.»
«Da gebe ich Ihnen recht. Aber das eröffnet ein sehr
weites Feld. Eine ganze Reihe von Frauen haben,
aushilfsweise, dort gearbeitet. Aber auch sonst sind viele
Leute aus und ein gegangen. Sie alle kannten den , und es war kein Geheimnis, daß der Schlüssel
neben der Tür hing. Sicher wußten auch viele, daß sich darin
eine Art Museum befand, und kannten vielleicht sogar den
Sarkophag. Jeder, der davon gehört hatte, konnte auf den
Gedanken kommen, ihn als Versteck für eine Leiche zu
wählen.»
«Zweifellos. Ich sehe durchaus Ihre Schwierigkeiten.»
Craddock erklärte:
«Wir kommen nicht weiter, bevor wir nicht die Identität
der Toten festgestellt haben.»
«Und auch das dürfte schwierig sein.»
«Aber es wird uns gelingen, wenn es auch eine Weile
dauern mag. Wir überprüfen alle Meldungen, die das Verschwinden
einer Frau etwa ihres Alters betreffen. Bisher ist
keine darunter, auf die die Beschreibung zuträfe. Ihr Pelzmantel
war sehr billig und stammte aus einem Londoner
Warenhaus. Hunderte solcher Mäntel wurden in den letzten
drei Monaten verkauft. Keine Verkäuferin kann die Tote
nach der Fotografie wiedererkennen, und das ist ja auch kein
Wunder, zumal wenn der Mantel kurz vor Weihnachten
gekauft wurde. Ihre übrigen Kleidungsstücke stammen aus
dem Ausland. Zumeist aus Paris. Wir haben uns mit Paris in
Verbindung gesetzt, und auch dort stellt man Nachforschungen
an. Früher oder später wird sich schon jemand
melden und Anzeige erstatten, daß eine Verwandte oder
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Untermieterin verschwunden ist. Man muß nur warten können.
»
«Die Puderdose hat also nichts genützt?»
«Leider nein. Es ist eine Dose, die zu Hunderten in der
Rue de Rivoli verkauft wird. Sie ist sehr billig. Nebenbei
bemerkt, Sie hätten sie eigentlich sofort der Polizei
übergeben sollen -oder vielmehr Miss Eyelesbarrow hätte es
tun müssen.»
Miss Marple schüttelte den Kopf.
«In jenem Augenblick war noch gar nicht die Rede von
einem Verbrechen», bemerkte sie. «Wenn eine junge Dame,
die zu ihrer Übung etwas Golf spielt, im hohen Gras eine
alte Puderdose von geringem Wert findet, braucht sie doch
wohl nicht sofort damit zur Polizei zu rennen, nicht wahr?»
Miss Marple machte eine kurze Pause und fügte dann mit
fester Stimme hinzu: «Ich hielt es für viel klüger, erst die
Tote zu finden.»
Inspektor Craddock war etwas betroffen.
«Sie scheinen nie auch nur im geringsten daran
gezweifelt zu haben, daß die Leiche gefunden werden
würde?»
«Ich war sicher, daß Lucy Eyelesbarrow sie finden
würde. Sie ist außerordentlich tüchtig und sehr intelligent.»
«ja, wahrhaftig, das ist sie? Ich habe direkt Angst vor ihr,
so verheerend tüchtig ist sie. Kein Mann wird es jemals
wagen, sie zu heiraten.»
«Wissen Sie, ich würde das nicht so ohne weiteres
behaupten. Es müßte natürlich ein Mann ganz besonderer
Art sein.»
Miss Marple verfolgte diesen Gedanken einen
Augenblick.
«Wie wird sie mit den Leuten in Rutherford Hall fertig?»
fragte sie.
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«Soviel ich sehe, fressen ihr alle aus der Hand – buchstäblich,
könnte man sagen. Nebenbei: Die wissen nichts davon,
daß Miss Eyelesbarrow mit Ihnen in Verbindung steht. Wir
haben das für uns behalten.»
«Jetzt steht sie nicht mehr mit mir in Verbindung. Sie hat
den Auftrag, den ich ihr erteilt habe, ausgeführt.»
«Sie könnte also ohne weiteres kündigen?»
«Ja.»
«Aber sie bleibt. Warum?»
«Sie hat mir ihre Gründe nicht genannt. Sie ist ein sehr
intelligentes Mädchen. Ich vermute, sie bleibt aus Interesse.»
«An dem Problem? Oder an der Familie?»
«Vielleicht», bemerkte Miss Marple nachdenklich, «ist