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Padington by Agatha Christie

«Ich dachte, Sie hätten vielleicht eine Vermutung, wer

die Tote sein könnte?»

Cedric schüttelte den Kopf.

«Sie klopfen da auf den falschen Busch. Ich habe nicht

die leiseste Ahnung. Vergessen Sie nicht, daß keiner von uns

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hier wohnt. Die einzigen Leute im Haus waren eine Frau und

ein alter Mann. Sie glauben doch nicht im Ernst, sie wäre

hergekommen, weil sie mit meinem hochverehrten Herrn

Vater ein Stelldichein hatte?»

«Wir halten es für denkbar – Inspektor Bacon ist derselben

Meinung wie ich -, daß die Frau einmal irgendwie eine

Verbindung zu dem Haus gehabt hat. Das mag lange Zeit her

sein. Überlegen Sie doch einmal, Mr. Crackenthorpe, ob das

nicht so sein könnte?»

Cedric dachte kurz nach und schüttelte den Kopf.

«Wir haben natürlich hin und wieder auch ausländische

Angestellte gehabt – wie fast jedermann. Aber mehr kann ich

dazu auch nicht sagen. Fragen Sie lieber die andern. Sie

wissen sicher mehr als ich.»

«Natürlich werden wir sie fragen.»

Craddock lehnte sich in seinen Stuhl zurück und fuhr

fort:

«Wie Sie bei der Leichenschau gehört haben, hat die ärztliche

Untersuchung ergeben, daß sich die Todeszeit der Frau

nicht genau angeben läßt. Es muß mehr als zwei Wochen her

sein und weniger als vier. Wir nehmen also an, daß die Frau

um Weihnachten herum ermordet wurde. Sie haben mir

gesagt, Sie seien zu Weihnachten hiergewesen. Wann kamen

Sie in England an, und wann verließen Sie es wieder?»

Cedric dachte nach.

«Lassen Sie mich überlegen. Ich bin geflogen. Ich kam

am… Samstag vor Weihnachten – also am 21.»

«Sind Sie direkt von Mallorca hergeflogen?»

«Ja. Ich flog um fünf Uhr ab und kam mittags an.»

«Und wann verließen Sie England wieder?»

«Ich flog am folgenden Freitag, also am 27., wieder ab.»

«Ich danke Ihnen.»

Cedric grinste.

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«Danach gehöre ich also bedauerlicherweise zum Kreis

der Verdächtigen. Aber wirklich, Inspektor, die

Erdrosselung junger Frauen ist nicht die Art von

Weihnachtsbelustigung, die ich bevorzuge.»

«Hoffentlich nicht, Mr. Crackenthorpe. Also, ich danke

Ihnen. Das wäre alles.»

Als Cedric die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte

Craddock sich an Bacon:

«Was halten Sie von ihm?»

«Dem ist alles zuzutrauen», erwiderte Bacon. «Ich

persönlich schätze diesen Typ nicht. Eine lockere Bande,

diese Künstler. Und stets geneigt, sich mit zweifelhaften

Frauenzimmern einzulassen.»

Craddock lächelte.

«Mir gefällt auch nicht, wie er sich kleidet», fuhr Bacon

fort. «Kein Empfinden für das, was sich schickt. Wie kann

man so zu einer Leichenschau gehen! Die dreckigste Hose,

die ich seit langem gesehen habe. Und haben Sie auf seinen

Schlips geachtet? Sah aus wie eine gefärbte Schnur. Wenn

Sie mich fragen: Ich traue ihm ohne weiteres zu, daß er eine

Frau erdrosselt, als wäre es gar nichts. »

«Nun, diese Frau jedenfalls hat er nicht erdrosselt,

vorausgesetzt, er hat Mallorca nicht vor dem 21. verlassen.

Das aber können wir leicht nachprüfen.»

Bacon blickte ihn forschend an.

«Ich habe wohl bemerkt, daß Sie keinerlei Angaben über

das genaue Datum des Verbrechens gemacht haben.»

«Nein, wir wollen das vorläufig im dunkeln lassen. Im

Anfangsstadium einer Untersuchung behalte ich gern etwas

für mich.»

Bacon nickte.

«Es ist immer am besten, man rückt erst im richtigen Augenblick

damit heraus.»

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, sagte Craddock, «wollen wir sehen, was

unser korrekter City-Gentleman über die Sache zu sagen

hat.»

Harold Crackenthorpe hatte sehr wenig darüber zu sagen.

Es war widerwärtig, ein höchst bedauerlicher Vorfall. Er

fürchte, die Zeitungen… Reporter hatten, wie er hörte, bereits

um Interviews gebeten…

Harolds nicht zu Ende geführte Sätze brachen völlig ab.

Er lehnte sich mit dem Ausdruck eines Mannes, der sich mit

einem sehr üblen Geruch abzufinden hat, in seinen Stuhl

zurück.

Der Versuch des Inspektors, irgend etwas aus ihm

herauszuholen, blieb ohne Erfolg. Nein, er hatte keine

Ahnung, wer die Frau sei oder wer sie sein könnte. Ja, er war

zu Weihnachten in Rutherford Hall gewesen. Er hatte erst

am Weihnachtsabend kommen können, war aber übers

Wochenende geblie ben.

«Das wäre alles», sagte Inspektor Craddock, ohne noch

weitere Fragen zu stellen. Er war sich schon bald darüber

klargeworden, daß von Harold Crackenthorpe nicht viel zu

erwarten war.

Jetzt nahm er sich Alfred vor, der mit etwas übertriebener

Lässigkeit die Bibliothek betrat.

Craddock hatte, als er ihn betrachtete, das vage Gefühl, er

müsse ihn irgendwo schon einmal gesehen haben. Aber wo

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