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Padington by Agatha Christie

möglich den Zug verlassen. Ich sehe keine andere Möglichkeit

– und dennoch muß es eine gegeben haben . . .»

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Miss Marple versank in Gedanken.

«Wie steht es mit den Zügen nach London?» erkundigte

sich Mrs. McGillicuddy. «Würde es dir passen, wenn ich

morgen nachmittag abreisen würde? Ich wollte zu Margaret,

und die erwartet mich nicht vor der Teestunde.»

«Vielleicht könntest du den Zug um 12 Uhr 5o nehmen?

Wir könnten früh zu Mittag essen.»

Mrs. McGillicuddy blickte ihre Freundin fragend an.

«Natürlich, Jane – aber was hast du im Sinn?»

«Ich schlage vor, Elsbeth, daß ich dich nach London begleite

und daß wir in dem Zug, den du benützt hast, zusammen

nach Brackhampton zurückreisen. Du würdest dann von

Brackhampton aus nach London fahren und etwa um sieben

bei Margaret sein, und ich würde hier ankommen wie du

vorgestern. Natürlich würde ich die Kosten tragen», betonte

Miss Marple nachdrücklich.

«Was, um alles in der Welt, erwartest du denn, Jane?»

fragte Mrs. McGillicuddy verwundert. «Daß wieder ein

Mord geschieht?»

«Gewiß nicht!» erwiderte Miss Marple entsetzt. «Aber

ich gestehe, ich würde gern selber – unter deiner Führung –

den Schauplatz des Verbrechens, wenn man es so nennen

kann, in Augenschein nehmen.»

Also saßen die beiden Freundinnen am nächsten Tag in

zwei gegenüberliegenden Ecken eines Abteils erster Klasse

in dem Zug, der den Londoner Bahnhof Paddington um 16

Uhr 5o verließ. Der Bahnhof war noch bele bter, als er es am

vergangenen Freitag gewesen war, denn es waren ja nur

noch zwei Tage bis Weihnachten. Aber der Zug 16 Uhr 50

war verhältnismäßig leer, jedenfalls soweit es die letzten

Wagen betraf.

Diesmal fuhr kein Zug parallel mit dem ihren. Von Zeit

zu Zeit flitzten Züge nach London an ihnen vorüber.

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Zweimal waren es auch Züge, die mit großer

Geschwindigkeit in ihrer Richtung fuhren.

Mrs. McGillicuddy blickte des öfteren auf ihre Uhr.

«Es ist schwer zu sagen, wann wir eine Station passiert

haben, die ich kenne . . . » – Sie kamen durch eine ganze

Reihe von Bahnhöfen.

«In fünf Minuten werden wir in Brackhampton sein»,

sagte Miss Marple.

Ein Schaffner erschien im Gang. Miss Marple blickte ihre

Freundin fragend an. Mrs. McGillicuddy schüttelte den

Kopf. Es war nicht derselbe Schaffner. Er kontrollierte die

Fahrkarten und ging dann weiter, leicht strauchelnd, da der

Zug in eine langgezogene Kurve einbog. Gleich darauf verlangsamte

er seine Fahrt.

«Ich glaube, wir kommen jetzt nach Brackhampton»,

sagte Mrs. McGillicuddy.

«Ja, wir sind in den Außenbezirken, scheint mir», bestätigte

Miss Marple.

Draußen huschten Lichter vorüber, dann Gebäude, und

gelegentlich konnte man einen flüchtigen Blick auf Straßen

mit Trambahnen werfen. Die Fahrt verlangsamte sich immer

mehr. Jetzt fuhren sie über Weichen hinweg.

«In einer Minute werden wir dort sein», erklärte Mrs.

McGillicuddy. «Ich kann wirklich nicht sehen, daß diese

Reise irgend etwas gebracht hätte. Oder, Jane?>

«Ich fürchte, nein», erwiderte Miss Marple.

«Eine bedauerliche Geldverschwendung», sagte Mrs.

McGillicuddy, aber nicht ganz so mißbilligend, als wenn sie

die Fahrt selber bezahlt hätte.

«Unser Zug hat einige Minuten Verspätung», bemerkte

Miss Marple. «Wie war es mit deinem am Freitag?»

«Es ist möglich, daß er ebenfalls Verspätung hatte. Ich

habe nicht darauf geachtet.»

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Der Zug rollte langsam in den Bahnhof Brackhampton

ein. Der Lautsprecher meldete sich mit heiserer Stimme,

Türen wurden geöffnet und geschlossen, Leute stiegen ein

und aus, auf dem Bahnsteig wogte eine Menschenmenge hin

und her. Es herrschte reges Leben und Treiben.

Es ist leicht für einen Mörder, dachte Miss Marple, in der

Menschenmenge unterzutauchen und den Bahnhof zu verlassen,

oder in einen anderen Wagen umzusteigen. Es ist

leicht, ein einzelner Reisender unter vielen zu sein. Weniger

leicht aber ist es, eine Leiche einfach verschwinden zu

lassen. Sie maß also irgendwo sein.

Mrs. McGillicuddy war ausgestiegen. Sie sprach jetzt

vom Bahnsteig aus durch das offene Fenster.

«Wir wollen uns über diese Geschichte keine weiteren

Gedanken mehr machen. Wir haben getan, was wir konnten.

»

Miss Marple ruckte. Dann verabschiedeten sich die

beiden Freundinnen. Mrs. McGillicuddy wandte sich zum

Gehen, ein Pfiff ertönte, der Zug setzte sich in Bewegung.

Miss Marple blickte der untersetzten Figur ihrer Freundin

nach. Elsbeth konnte guten Gewissens nach Ceylon fahren.

Während der Zug seine Fahrt beschleunigte, lehnte Miss

Marple sich nicht in die Polster zurück. Sie saß aufrecht da

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