Padington by Agatha Christie

allmählich auf die Nerven. Finden Sie nicht auch? Passen

Sie nur auf, daß Ihnen nichts passiert, meine Liebe.»

«Ich passe auf», erwiderte Lucy.

«Ist Alexander schon in die Schule zurückgefahren?»

«Ich denke, er ist noch bei den Stoddart-Wests. Soviel ich

weiß, beginnt die Schule erst übermorgen.»

Bevor Lucy selber ihren Lunch nahm, rief sie Miss

Marple an.

«Es tut mir schrecklich leid, daß ich nicht zu Ihnen habe

kommen können. Aber hier ist wirklich gar zuviel zu tun.»

«Natürlich, meine Liebe. Natürlich. Außerdem läßt sich

im Augenblick auch nichts weiter machen. Wir müssen eben

warten.»

«Ja. Aber worauf warten wir?»

«Elsbeth McGillicuddy müßte sehr bald wieder hier

sein», erwiderte Miss Marple. «Ich habe ihr geschrieben, sie

möchte das nächste Flugzeug nehmen und herkommen, es

sei ihre Pflicht. Machen Sie sich also keine Sorgen, meine

Liebe.»

Ihre Stimme klang gütig und beruhigend.

«Sie denken doch nicht . . . », begann Lucy, brach dann

aber ab.

«Daß es noch mehr Tote geben wird? Hoffentlich nicht,

meine Liebe. Aber man kann ja nie wissen… Hinter allem,

was da vorgeht, muß viel Schlechtigkeit stecken.»

Lucy legte den Hörer auf und ging in die Küche, um zu

lunchen. Mrs. Kidder war im Begriff zu gehen.

«Sie werden doch allein fertig werden, Miss?» fragte sie,

scheinbar besorgt.

«Gewiß», erwiderte Lucy kurz.

Sie ging mit dem Tablett, auf dem ihr Essen stand, in das

kleine Arbeitszimmer. Sie war gerade dabei, den Lunch zu

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beenden, als sich die Tür öffnete und Bryan Eastley hereinkam.

«Hallo», sagte Lucy. «Sie hätte ich nicht erwartet.»

«Das kann ich mir denken», erwiderte Bryan. «Wie geht’s

den Kranken?»

«Oh, viel besser. Harold kehrt morgen nach London zurück.

»

«Was halten Sie eigentlich von der Sache? War es

wirklich Arsenik?»

«Ja, es war Arsenik», erwiderte Lucy.

«In den Zeitungen hat noch nichts davon gestanden.»

«Nein, ich glaube, die Polizei will es zunächst für sich

behalten.»

«Wer mag das Gift in das Essen getan haben?»

«Am wahrscheinlichsten ist wohl, daß ich es war», sagte

Lucy.

Bryan blickte sie ängstlich an.

«Aber Sie waren es doch nicht, nicht wahr?» fragte er. Er

schien etwas erschrocken zu sein.

«Nein. Ich war es nicht>, beruhigte Lucy ihn.

Niemand hatte Gelegenheit gehabt, sich an dem Curry zu

schaffen zu machen. Sie hatte ihn gekocht, sie war allein in

der Küche gewesen, und sie hatte ihn selber aufgetragen.

Nur einer von den fünf Leuten, die sich zum Essen niedersetzten,

hatte Arsenik in den Curry tun können.

«Warum sollten Sie auch?» fuhr Bryan fort. «Sie haben

doch gar nichts damit zu schaffen. Übrigens hoffe ich, Sie

haben nichts dagegen, daß ich wieder hergekommen bin?»

«Nein, natürlich nicht. Wollen Sie bleiben?»

«Ich würde ganz gern etwas bleiben, wenn ich Ihnen

nicht zu lästig falle.»

«O nein, das läßt sich schon machen.»

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«Wissen Sie, ich bin zur Zeit ohne Beschäftigung, und

ich bekomme das allmählich satt. Macht es Ihnen auch sicher

nichts aus?»

«Und wenn es mir wirklich etwas ausmachte, so habe ich

doch nicht zu bestimmen. Es ist Miss Emmas Sache.»

«Oh, Emma hat sicher nichts dagegen», erwiderte Bryan.

«Sie ist immer sehr nett zu mir. Sie zeigt nur nicht gern, was

in ihr vorgeht. Das Leben hier und die Fürsorge für den alten

Mann würden die meisten Leute nicht aushalten. Schade,

daß sie nicht geheiratet hat. Jetzt dürfte es zu spät dazu

sein.»

«Das glaube ich nicht», erwiderte Lucy.

Sie stand auf und nahm das Tablett.

«Lassen Sie mich das Tablett tragen», sagte Bryan, es ihr

abnehmend.

Sie gingen zusammen in die Küche.

«Soll ich Ihnen beim Abwaschen helfen? Ich mag diese

Küche gern», fuhr er fort. «Ich weiß wohl, daß die meisten

Menschen das nicht verstehen würden. Aber ich habe das

ganze Haus gern. Ein schrecklicher Geschmack, nicht wahr?

Man könnte ohne weiteres ein Flugzeug im Park landen»,

fügte er begeistert hinzu.

Er nahm ein Geschirrtuch und begann die Löffel und Gabeln

abzutrocknen.

«Ein Jammer, daß Cedric es erben wird», bemerkte er.

«Er wird es sofort verkaufen und gleich wieder ins Ausland

gehen. Ich weiß nicht, weshalb England ihm nicht gut genug

ist. Harold würde das Haus auch nicht haben wollen, und für

Emma ist es doch viel zu groß. Fiele es an Alexander,

könnten wir hier zusammen glücklich leben. Aber natürlich

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