S t e p h e n W. H a w k i n g. E i n s t e i n s T r a u m

mächte haben sich einigermaßen vernünftig verhalten, aber in kleinere Mächte wie Libyen, den Irak oder auch Aserbaidschan kann man nicht zwangsläufig das gleiche Vertrauen setzen. Die Gefahr liegt weniger in den Waffen, die diese kleineren Mächte in naher Zukunft besitzen könnten – sie wären ziemlich primitiv, obwohl auch sie ein paar Millionen Menschen töten könn-

ten. Die Gefahr liegt vielmehr darin, daß die Großmächte mit ihren riesigen Arsenalen in einen Krieg zwischen zwei kleineren Staaten hineingezogen werden könnten.

Es kommt darauf an, daß die Öffentlichkeit sich die Gefahr bewußtmacht und alle Regierungen durch entsprechenden Druck zu einschneidenden Abrüstungsmaßnahmen zwingt.

Wahrscheinlich ist es nicht ratsam, die Kernwaffen völlig abzu-schaffen, aber wir können die Gefahr eingrenzen, indem wir ihre Zahl verringern.

Wenn es uns gelingt, einen Atomkrieg zu vermeiden, bleiben noch andere Risiken, die uns alle vernichten könnten. Einem makabren Witz zufolge sind außerirdische Zivilisationen deshalb noch nicht bei uns aufgetaucht, weil Zivilisationen sich in der Regel selbst zerstören, wenn sie unser Entwicklungsniveau erreicht haben. Ich habe genügend Vertrauen in die Vernunft der Menschheit, um daran zu glauben, daß wir dies widerlegen können.

Eine kurze

Geschichte der

Kurzen

Geschichte *

Noch immer bin ich verblüfft über die Aufnahme, die mein Buch gefunden hat. Seit einunddreißig Wochen steht es nun auf der Bestsellerliste der New York Times und seit sechsundzwanzig Wochen auf der der Sunday Times (in England ist es später erschienen als in den USA). Außerdem ist es in zwanzig Sprachen über-setzt worden. Dergleichen habe ich nicht annähernd erwartet, als mir 1982 erstmals die Idee kam, ein populärwissenschaftliches Buch über das Universum zu schreiben. Zum Teil trieb mich der Wunsch, das Schulgeld für meine Tochter zu beschaffen. (Als das Buch dann tatsächlich erschien, befand sie sich schon im letzten Schuljahr.) Der Hauptgrund war jedoch, daß

*

Dieser Aufsatz erschien im Dezember 1988 in The Independent. hielt sich dreiundfünfzig Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times und im Februar 1993 seit zweihundertfünf Wochen auf der der Londoner Sunday Times. (In der hundertvierundachtzigsten Woche wurde das Buch ins «Guinness Book of Records» aufgenommen, weil es die höchste Zahl von Plazierungen in der Sunday-Times-Liste erreicht hatte.) Bislang sind dreiunddreißig verschiedene Übersetzungen veröffentlicht worden.

ich zeigen wollte, wie weit wir bereits in unserem Bestreben gekommen sind, das Universum zu verstehen: wie nahe wir möglicherweise der Entdeckung einer vollständigen Theorie gekommen sind, die das Universum und alles, was in ihm ist, beschreibt.

Dabei wollte ich die Zeit und die Energie, die nötig sind, um ein Buch zu schreiben, nur aufwenden, wenn gewährlei-stet war, daß es möglichst viele Leser fände. Die wissenschaftlichen Bücher, die ich bis dahin geschrieben hatte, waren bei Cambridge University Press erschienen. Ich war sehr zufrieden mit dem Verlag, aber ich hatte nicht den Eindruck, daß er den Massenmarkt ansprechen konnte, den ich erreichen wollte. Deshalb setzte ich mich mit dem Literaturagenten Al Zuckerman in Verbindung, den ich als Schwager eines Kolle-gen kennengelernt hatte. Ich ließ ihm eine Kopie des ersten Kapitels zukommen und erklärte, ich wolle ein Buch schreiben, das man an Flughafenkiosken verkaufen könnte. Er sagte mir, ich hätte keine Chance, dieses Ziel zu erreichen: Bei Aka-demikern und Studenten würde das Buch ja vielleicht gut an-kommen, aber einem Jeffrey Archer könne ich den Rang nicht streitig machen.

1984 erhielt Zuckerman von mir eine erste Fassung des ganzen Buches. Er schickte sie an mehrere Verlage und empfahl mir, ein Angebot von Norton, einem angesehenen amerikanischen Verlag, anzunehmen. Doch ich entschied mich statt dessen für ein Angebot von Bantam, einem Verlag, der sich stärker am breiten Publikum orientiert. Er ist vielleicht nicht darauf spezia-lisiert, wissenschaftliche Bücher herauszubringen, aber seine Bücher sind an allen Flughafenkiosken zu bekommen. Daß der Verlag mein Buch annahm, verdanke ich wahrscheinlich dem Interesse des Lektors Peter Guzzardi. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst und ließ mich das ganze Buch umschreiben, damit es für Nichtwissenschaftler wie ihn verständlich wurde. Jedesmal,

wenn ich ihm ein umgeschriebenes Kapitel schickte, bekam ich von ihm eine lange Liste mit Einwänden und Fragen, um deren Klärung er mich bat. Manchmal dachte ich, das Ganze würde nie ein Ende nehmen. Aber er hatte recht: Zu guter Letzt war ein sehr viel besseres Buch entstanden.

Kurz nachdem ich Bantams Angebot angenommen hatte, bekam ich eine Lungenentzündung. Ich mußte mich einer Luftröhrenoperation unterziehen, durch die ich die Stimme verlor.

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